Eine etwas andere Nepalreise

Bereits in meinem ersten Jahr bei Frida Feeling entstand für mich der Wunsch, einmal persönlich unsere Produzenten in Nepal zu besuchen.
Nachdem ich dann Dori Großpietsch-Rindle auf der Fair Handeln in Stuttgart kennengelernt hatte, war klar, dass wir die Reise mit Ganesh Nepalreisen antreten würden.

So starteten mein Mann und ich am 12. März 2020 in Richtung Frankfurt, wo wir zunächst im Honorarkonsulat unser Visum in Empfang nahmen und anschließend über Istanbul nach Kathmandu flogen. Dort holte uns Dori vom Flughafen ab und wir lernten die anderen Mitreisenden aus der Gruppe im Shechen Guesthouse kennen. Da wussten wir noch nicht, wie sehr wir in dieser Gruppe zusammenwachsen und uns gegenseitig unterstützen würden …

Bildrechte Frida Feeling
Blick auf die Boudanath Statue in Kathmandu

Während wir in unserem Garten-Café in der Sonne saßen, erreichten uns schon sehr bald merkwürdige Nachrichten aus Deutschland von abgesagten Veranstaltungen, „Wir bleiben zu Hause“-Postings und leer geräumten Supermarktregalen. Hier war noch alles wie immer, vielleicht ein paar weniger Touristen in der Stadt, Desinfektionsmittel und Handwasch-Stationen am Eingang der Restaurants, einige Menschen trugen Staubmasken (was dort sowieso üblich ist).
Dori hatte für uns ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt: Wir besuchten die Werkstätten von New Sadle, Sano und ACP, wo wir viel über die Organisationen und ihre Arbeit erfuhren, kauften Bio-Tee und –Gewürze, besichtigten die Königsstadt Bhaktapur, das Weltkulturerbe Pashupatinath und schlenderten durch die Einkaufsstraßen in Thamel.

Abends trafen wir uns zum gemeinsamen Essen in gemütlichen Restaurants und ließen bei nepalesischen Leckereien wie Pakoda oder Momos und einem Gorka-Bier die ereignisreichen Tage Revue passieren, teilten aber auch die neuesten Corona-Nachrichten aus Deutschland.

Am Mittwoch waren wir beim 6. Geburtstag des Kinderheims dabei, das von Ganesh Nepalhilfe e.V. unterstützt wird. Die neun Jungen – alle mit besonderen Bedürfnissen – eroberten unsere Herzen im Sturm. Ein weiterer Höhepunkt war die Einladung zum Essen bei Heimleiterin Savithri zu Hause – ein unvergesslicher Abend mit ihrer Familie!

Nach und nach begann aber auch Nepal sich aufgrund der Corona-Krise zu verändern – Klöster blieben für den Publikumsverkehr geschlossen, ausländische Touristen durften nicht mehr einreisen.
Und schließlich gab es Gerüchte über die Schließung des Flughafens.
Ab diesem Zeitpunkt versuchten wir, unsere Flüge umzubuchen, was nur in zwei Fällen gelang, am Samstag, den 21. März konnten zwei Frauen aus unserer Gruppe die Heimreise antreten.
Für alle anderen wurden die Flüge wieder gestrichen, und so entschlossen wir uns am Montag noch zu einer Fahrt nach Nagarkot, ein Ort ca. 2 Stunden von Kathmandu entfernt, mit Himalaya-Panorama und sauberer Bergluft. Die Freude an dem schönen Hotel währte nur kurz, denn an diesem Tag beschloss die nepalesische Regierung den Lockdown, und so kehrten wir nach dem Abendessen nach Kathmandu zurück.
Nun war es amtlich – der Flughafen blieb geschlossen, ein weiterer Versuch
auszufliegen mit Quatar Airlines scheiterte, und niemand durfte ohne triftigen Grund sein Haus verlassen. In der Folge waren die meisten Geschäfte geschlossen, nur einige Lebensmittelhändler öffneten für ein paar Stunden ihre Pforten. Jetzt mussten wir uns darum bemühen, mit Hilfe des Rückholprogramms der Bundesregierung wieder nach Deutschland zu kommen, und wir rechneten damit, für einige Wochen hier zu bleiben.

Unser Guesthouse blieb für uns geöffnet und wir hatten vorerst die Zusage, für die Dauer unseres Aufenthalts hier wohnen zu können und mit Lebensmitteln versorgt zu sein. Da wir im Garten in der Sonne sitzen konnten, fiel uns der Hausarrest nicht sonderlich schwer.
Anderen Touristen ging es nicht so gut, viele waren noch in den Bergen unterwegs und mussten nun auf dem schnellsten Weg nach Kathmandu kommen. Über eine Whatsapp-Gruppe für gestrandete Deutsche konnten sich schließlich viele vernetzen und gegenseitig mit nützlichen Tipps und Informationen, z.B. über noch offene Hotels oder Shuttlebusse, unterstützen.

Dann ging alles doch ganz schnell …

Am 26. März bekamen wir die Email von der Deutschen Botschaft, dass wir für den Rückholflug am 27. März eingeplant waren. Schon um 5 Uhr morgens gingen wir vom Gästehaus los zu unserem Shuttle-Bus zum Flughafen. Die Leute von der Botschaft hatten alles gut organisiert und so saßen wir bereits um 11:00 Uhr alle im Flieger von Quatar Airlines nach Doha. Von dort ging es nach einer kurzen Pause direkt weiter nach Frankfurt.

An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bei allen bedanken, die uns in Nepal oder aus Deutschland unterstützt haben mit guten Wünschen, Anrufen beim Auswärtigen Amt, Zeitungsberichten etc.
Und ganz besonders bei den MitarbeiterInnen der Deutschen Botschaft in Kathmandu!
Ein großes Dankeschön geht natürlich auch an Dori, die uns in der ganzen Zeit ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen vermittelt hat.

Auch wenn die Reise nicht „nach Plan“ gelaufen ist, haben wir viel gesehen und gelernt.
Wir haben hier so viel Gastfreundschaft erfahren wie z.B. von Ramesh, der für Frida Feeling die Transporte in Nepal organisiert und der uns spontan eingeladen hat, in seinem Haus zu wohnen! – dass für uns schon fest steht, dass wir bald wieder nach Nepal reisen werden.

Ganz besonders ist uns bewusst geworden, wie die Menschen in Nepal (und auch in anderen Produzentenländern) in dieser Ausnahmesituation auf unsere Unterstützung, unsere Aufträge angewiesen sind, denn hier gibt es keine Hilfsprogramme, um die schlimmsten Folgen der Krise abzufedern.
Ein weiteres schönes Erlebnis für mich war unser Besuch bei Hissi Dongala (Sunny Pashmina Industries), die uns freundlich empfangen und uns die ganze Produktion gezeigt hat.
Nach kurzer Rücksprache mit Jürgen Herold durfte ich dort wunderschöne Sommerschals ordern („damit sie jetzt etwas zu tun haben“) und hoffe, dass diese dann auch in den Weltläden gut ankommen.

Während die großen Firmen ihre Aufträge in Pakistan und Bangladesh zurückziehen und die Menschen dort ihrem Schicksal überlassen, versuchen wir im Fairen Handel, uns gegenseitig zu unterstützen, damit wir alle die Krise überstehen und vielleicht auch daraus lernen können.

Namaste!
Doris Buchenau von Frida Feeling